Suchtverlagerung
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Was tun gegen Saufdruck (Suchtverlangen)?
Saufdruck ist ein starkes Suchtverlangen, das alle Gedanken um die Flasche bzw. den Alkohol kreisen lässt.
Der Betroffene hat das Gefühl, dass sowieso alles egal ist und er entfliehen möchte: raus aus der Realität, raus aus dem subjektiv nicht ertragbaren Leben.
Dabei kann ihm durchaus klar sein, dass seine Flucht eine Scheinflucht sein würde.
Wenn der Betroffene eigentlich gar nicht mehr trinken möchte, kommt es zu einem psychischen Kampf.
„Trink ich, trink ich nicht? Trink ich, trink ich nicht….." Alle Gedanken sind dann in diesem Kampf gefangen und das Leben wird zur Qual. In dieser Situation hat der Betroffene das Gefühl, etwas in ihm „schreit" nach Alkohol. Alle diese schlechten Gefühle drängen an die Oberfläche, der Alkoholiker will sie aber nicht haben, sie nicht einmal ansehen, lieber würde er diese Gefühle wieder mit Alkohol betäuben.
Saufdruck kann sich sowohl als starkes körperliches (z B. Unruhezustand, Nervosität, Schweißausbruch), als auch als psychisches (z B. Unkonzentriertheit, Stimmungstief, Gehetztheit, das Gefühl überfordert zu sein) Symptom äußern.
Warum gibt es trockene Alkoholiker, die zufrieden sind und kein Verlangen mehr haben?
Unbestritten ist, dass der Alkoholkranke weiter Hilfe suchen sollte, solange es diesen Saufdruck noch gibt.
Die Probleme, die er mit Macht zudecken will, sollten bearbeitet werden.
Es gibt einige praktische Tipps, wie ein Anfall von Saufdruck bearbeitet werden kann:
- Vertrauenspersonen anrufen, die Telefonnummern sollten immer in greifbarer Nähe aufbewahrt werden. (Mitglied einer Selbsthilfegruppe, guten Freund, Bekannte aus der gemeinsamen Therapie etc.)
- Ablenkung geistiger oder körperlicher Art (Sport treiben, Spazieren gehen, Bummeln, im Internet surfen, Lesen…)
- Viele Leute raten, möglichst ganz viel - natürlich Nichtalkoholisches - zu trinken. Wasser füllt den Magen, ein gefüllter Magen kann den Saufdruck lindern oder sogar zum Verschwinden bringen.
- Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann ebenfalls helfen. In vielen Städten ist es an jedem Tag in der Woche möglich, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Dabei ist vollkommen gleichgültig, welche Gruppe besucht wird, wichtig ist der Wohlfühlfaktor. Fremde Gruppen empfangen neue Mitglieder in der Regel sehr freundlich. Nur Mut! Reden hilft fast immer. Wieder sind zwei trockene Stunden herum und vielleicht ist der akute Anfall von Suchtdruck dann vorbei.
- Auch im Chat von T-Alk kann und soll sogar über Saufdruck geschrieben werden Einige der Anwesenden werden das Problem kennen. Oft ist es so, dass der Saufdruck schwindet, wenn das Problem ausgesprochen wird.
Saufdruck kommt immer nur in Phasen, kein Mensch hat ihn durchgängig. Es gibt viele Möglichkeiten diese Phasen zu überwinden und mit der Zeit werden die Abstände zwischen ihnen länger werden
Erfahrungsbericht von Hans:
Suchtdruck
Hallo, ich bin alkoholkrank und leide häufig unter Suchtdruck. Nachdem ich eine stationäre Entgiftung gemacht habe und anschließend eine 4 monatige Entwöhnungstherapie, bin ich wieder zu Hause und mache noch eine ambulante Nachsorge von ca. 5 Monaten.
Ungefähr 15 Jahre habe ich fast täglich getrunken und davor gute 10 Jahre Alkoholmissbrauch betrieben, meistens am Wochenende, auf Feiern, usw.
In der Klinik hatte ich keine Probleme mit Suchtdruck, bis auf eine Situation in der wir einen Film schauten, wo es um einen alkoholkranken Arzt ging, der meistens in seiner häuslichen Umgebung getrunken hat, so ähnlich war es bei mir auch. Da habe ich plötzlich starkes Verlangen nach Alkohol beim Sehen des Filmes gehabt.
Ich habe das dann in der Gruppe angesprochen und so plötzlich wie der Suchtdruck kam, verschwand er auch wieder. Jetzt wo ich wieder zu Hause bin und zur Zeit noch arbeitslos, habe ich natürlich viel Zeit, bin wieder in der Situation, in der ich früher getrunken habe und merke, dass der Gedanke an Alkohol fast täglich da ist.
Ich werde dann auch oft unruhig, obwohl der körperliche Entzug ja längst vorbei ist. Dieser Zustand von Unruhe und Gedankenkreisen an und über Alkohol dauert manchmal stundenlang an. Bei mir steht wohl der psychische Entzug im Vordergrund.
Es ist mir auch schon passiert, dass ich morgens wach geworden bin und mich so gefühlt habe, als hätte ich den Tag vorher getrunken, schlechter Geschmack, Unwohlsein und fast Übelkeit inklusive.
An manchen Tagen ist zum Glück dann mal wieder gar nichts zu spüren, an anderen um so heftiger. Bisher konnte ich mich noch mit dem Gedanken daran, was passiert, wenn ich wieder trinke, vom Trinken abhalten. Ich hoffe für mich, dass ich es schaffe, mich weiterhin vom Alkohol fernzuhalten und irgendwann dieser elende Suchtdruck weniger wird.
Hans