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Trockenrausch

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Trockenrausch
Der Ausdruck „Trockenrausch" bezeichnet in der Sprache der Anonymen Alkoholiker das Ausbleiben einer Wandlung im Verhalten des nicht mehr trinkenden Alkoholikers. Der Trockenrausch ist also kein wirklicher Rausch ohne Alkohol, wie er etwa als „Flashback" bei anderen Drogen bekannt ist!
Der Trockenrausch ist eher ein Warnsignal für einen drohenden „nassen" Rausch.
Ein deutliches Kennzeichen mancher Alkoholiker im Trockenrausch ist ihr großspuriges Benehmen. Diese Großspurigkeit äußert sich sehr oft in einem nicht einsichtsvollen und sich selbst überschätzenden Verhalten, das andere verletzt oder ihnen gar komisch erscheint. So jemand kann zum Beispiel fortwährend auf Kosten anderer Eindruck schinden, seine Fähigkeiten überschätzen oder über seine Mittel leben. Eng verbunden mit dieser Aufgeblasenheit ist die Neigung zu oft völlig überflüssigen kleinen Lügen und Unehrlichkeiten.
Manchmal verbunden mit dem großspurigen Benehmen ist die Art, strenge und fertige Urteile zu haben. Da der Alkoholiker geneigt ist, mit sich selbst scharf ins Gericht zu gehen (besonders was sein Trinken betrifft), können andere das auch unangenehm zu fühlen bekommen. Die Neigung zu raschen Urteilen, die sich in einer starren Aufspaltung aller Dinge in entweder „gut, lieb" oder „schlecht, böse" äußern, hat meistens ihren Ursprung in einem tiefsitzenden Zweifel am eigenen Wert, manchmal gepaart mit einem fast zwanghaften Streben nach Perfektionismus.
Die wenig wirklichkeitsbezogene Haltung, die der trockene Rausch meint, zeigt sich darüber hinaus in Ungeduld und Maßlosigkeit. Es ist typisch für manche Alkoholiker im „Trockenrausch", dass sie sofortige Belohnung für ihr Bemühen und augenblickliche Erleichterung von ihren Belastungen und Schwierigkeiten erwarten. Anzeichen der Ungeduld sind Zorn oder Niedergeschlagenheit, wenn die gesuchte Erfüllung nicht schnell genug kommt, sowie Zeiten der Maßlosigkeit, zum Beispiel beim Essen oder Arbeiten.
Ein weiteres Merkmal ist das schnelle Beleidigtsein und Sich-ungerecht-be-handelt-fühlen. Man reagiert tief verletzt, wenn jemand einen nicht wichtig nimmt, einmal barsch reagiert oder nicht beachtet. Alle Leute um einen solchen Alkoholiker bekommen schnell Schuldgefühle, die oft in Ärger umschlagen.
Der Erfolg der Abstinenz kann auf lange Sicht leicht durch dieses beunruhigende Wechseln der Gefühle gefährdet werden. Die betreffende Person kann deshalb nämlich unfähig sein, Dinge zu schätzen, an denen sich reife Menschen erfreuen, z. B. Lesen, Gespräche oder Filme mit anspruchsvoller Handlung. Ihre Begeisterungsfähigkeit ist in Ausdauer und Stärke sehr oft die eines Kindes. Die Unzufriedenheit scheint ein dauernder Lebenszustand zu sein.
Zusammenfassend lässt sich der „Trockenrausch" als ein Zustand kennzeichnen, in dem der Betreffende in sein früheres unangemessenes Verhalten und seine unreife Art, Lebensprobleme zu lösen, zurückfällt, ohne jedoch dabei Suchtmittel zu sich zu nehmen. Der Betreffende ist lediglich trocken, aber hat von der Änderung ansonsten wenig profitiert.
Wer nur den Suchtmittel- oder Trockenrausch kennt, sollte sich auch fragen, ob er andere Rauschzustände sich nicht zugestehen oder genießen kann, wie den Rausch der Sinne, die Begeisterung, die Ekstase, das Sich gehenlassen oder das Außersichsein. Wer dazu nüchtern in der Lage ist, scheint eher gegen den Trockenrausch gefeit zu sein.
Dem trockenen Rausch liegt fast immer zugrunde, dass sich der Betreffende in seinem tiefsten Inneren nicht so akzeptieren kann, wie er ist. Eine Selbsthilfegruppe kann dieser Entwicklung vorbeugen oder sie günstig beeinflussen. Wenn dieser Zustand bestehen bleibt, ist eine ambulante Psychotherapie oder eine „Festigungsbehandlung" in einer Fachklinik dringend anzuraten. Denn der „Trockenrausch" ist im Grunde nur ein anderes Wort für das Ausbleiben der tiefgreifenden Änderung, die für ein langfristig gelingendes Leben notwendig ist.
P.S.: Selbstverständlich können alle Verhaltensweisen, die den „Trockenrausch" kennzeichnen, auch bei (Noch-)Nicht-Abhängigen beobachtet werden. Bei diesen spricht man dann jedoch nicht von „Trockenrausch", sondern man würde sie wohl einfach als „unangenehme Zeitgenossen" oder als „unreif" bezeichnen.
Es ist gesünder, nichts zu hoffen und das Mögliche zu schaffen, als zu schwärmen und nichts zu tun.Gottfried Keller
Quelle: Ralf Schneider- Die Suchtfiebel ...

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